Vinko Sapina war für viele Drittligisten ein großes Objekt der Begierde. Nach RevierSport-Informationen waren Vereine wie Waldhof Mannheim, Preußen Münster oder auch der 1. FC Saarbrücken an dem defensiven Mittelfeldspieler interessiert.
Doch das Rennen machte Rot-Weiss Essen. RWE ließ sich die Dienste des Leistungsträgers des SC Verl 40.000 Euro an Ablöse kosten.
Der 1,94 große Sapina unterschrieb an der Hafenstraße einen Arbeitsvertrag bis zum Sommer 2025 mit einer Option auf eine weitere Saison. Ein Deal, zu dem viele Konkurrenten RWE nur beglückwünschen können.
RevierSport hat mit dem 27-jährigen Deutsch-Kroaten aus Ulm gesprochen.
Vinko Sapina, wir haben Sie denn den Saisonabschluss mit dem SC Verl auf Mallorca überstanden?
(lacht) Das war schon eine geile Tour mit den Jungs. Die drei Tage haben aber auch gelangt. Jetzt bin ich wieder fit und entspanne. Ich freue mich jetzt schon auf die neue Saison.
SSV Ulm: 124 Spiele, 14 Tore, 18 Vorlagen
SC Verl: 61 Spiele, 4 Tore, 6 Vorlage
FC Memmingen: 49 Spiele, 4 Tore, 4 Vorlagen
FC Memmingen II: 2 Spiele, 1 Tor, keine Vorlage
Diese werden Sie bei Rot-Weiss Essen absolvieren. Wie kam der Kontakt zu RWE zustande?
Marcus Steegmann und Christian Flüthmann waren mit meinen Beratern Manuel Bölstler und Ingo Haspel schon länger in Kontakt. RWE hatte frühzeitig Interesse signalisiert. Ich hatte echt gute Gespräche mit den RWE-Verantwortlichen. Auch Trainer Christoph Dabrowski war dabei. Er hat mir aufgezeigt, was RWE in der kommenden Saison und in Zukunft vorhat. Darauf habe ich großen Bock. Und als die Verantwortlichen mich dann durch das Stadion und Trainingsgelände geführt haben, war ich einfach nur beeindruckt.
Trotzdem haben Sie ein wenig mit einer Entscheidung pro Essen gewartet...
Ja, das stimmt. Alles andere wäre auch gelogen. Ich bin 27 Jahre alt und muss da schon einige Punkte für mich abwägen. Es ist ja auch nicht wahr, wenn jemand erzählt, dass er wegen des Rasens zu einem Verein wechselt. Es muss einfach passen. Am Ende hatte ich bei RWE das beste Gefühl und habe unterschrieben.
Oft ist es so, dass Spieler auch des Geldes wegen irgendwo hingehen - obwohl sie es offiziell nicht sagen. War das bei Ihnen auch so?
Nein! Das auf gar keinen Fall. Die Angebote, die mir vorlagen, lagen alle im ähnlichen Segment. Des Geldes wegen sind Spieler zu Vereinen wie Türkgücü München oder dem KFC Uerdingen gegangen. Da hat sicherlich keiner vorher in der Bettwäsche dieser Vereine geschlafen. Aber es hängt immer von Fall zu Fall ab. Ein 20-jähriger Spieler sollte auf andere Dinge als ein 32-jähriger Mann schauen, der vielleicht seinen letzten Vertrag unterschreibt. Ich bin 27 Jahre alt und habe noch einmal andere Dinge im Kopf als ein ganz junger oder alter Spieler.
Kam Ihnen eigentlich irgendwann in den Sinn vielleicht doch in Verl zu bleiben?
Klar! Als ich im Januar bis 2025 verlängerte, da dachte ich schon, dass ich bleibe. Aber es wird immer wieder bestätigt: Im Fußball kann man nichts planen. Es ist ein sehr schnelllebiges Geschäft.
Rot-Weiss Essen gilt als echter Kultklub. Waren das Stadion, die Fans für Sie auch ein Argument?
Auch, wenn das ausgelutscht klingen mag: Aber, ja. Das war mir auch sehr wichtig. Das ist kein Gelaber oder dergleichen. Für mich wird es das erste Mal sein, dass ich regelmäßig vor 15.000 bis 19.000 Zuschauern spielen werde. Das ist doch richtig geil! Ich achte da schon sehr drauf. Für mich sind in dieser Hinsicht die erste Ebene in dieser 3. Liga Dresden, Essen und 1860. Dann kommen Klubs wie Mannheim oder Saarbrücken, oder auch Absteiger Meppen. Das sind schon Klubs mit einer ordentlichen Wucht.
Ich bin Kroate und fühle mich auch so. Aber ich habe natürlich auch die deutsche Seite, bin in Ulm geboren und aufgewachsen. Ich bin da mit Jungs aus verschiedenen Nationen groß geworden. Ich glaube, dass mir das auch zugutekommt und im Leben viel erleichtert, weil ich einfach gut mit Menschen und in Gruppen umgehen kann.
Vinko Sapina
Manch ein RWE-Fan hat immer die Sorge, dass Neuzugänge von kleineren Vereinen in Essen nicht an ihre Top-Leistungen anknüpfen können. Stichwort: Druck. Was können Sie den RWE-Fans versprechen?
Ganz salopp gesagt: Mich juckt nichts! Wenn der Anpfiff ertönt, blende ich das alles komplett aus. Ich bin ein Spieler, der immer weiter machen will, der seine Kollegen aufbaut, sie ermuntert, weiter zu spielen. In Verl haben wir das überragend gemacht. Da kann man sich schon eine Scheibe vom Sportclub abschneiden. Diese Lockerheit, die man benötigt, hatten wir in Verl. Wir waren fleißig und bodenständig. Solche Dinge werde ich auch versuchen, in Essen umzusetzen und meinen Mitspielern weiterzugeben.
Mit Ron Berlinski kennen Sie schon einen Mitspieler.
Ja, das freut mich auch. Ich habe mich mit Ron immer gut verstanden und wir haben auch nach meinem feststehenden Wechsel telefoniert. Er hat mir gesagt, dass ich alles richtig gemacht habe. Sonst kenne ich niemanden. Aber ich bin da ganz locker und komme überall schnell zurecht. Ich bin ein offener, zugänglicher Typ. Und wer weiß, vielleicht kommt auch noch jemand, den ich kenne (lacht).
Sie sind in Ulm geboren und Deutsch-Kroate: Wie viel Kroate steckt denn in Vinko Sapina?
100 Prozent! Ich bin Kroate und fühle mich auch so. Aber ich habe natürlich auch die deutsche Seite, bin in Ulm geboren und aufgewachsen. Ich bin da mit Jungs aus verschiedenen Nationen groß geworden. Ich glaube, dass mir das auch zugutekommt und im Leben viel erleichtert, weil ich einfach gut mit Menschen und in Gruppen umgehen kann.
Welches Ziel verfolgt denn die "Gruppe RWE" in der kommenden Saison?
Ach, da müssen wir noch abwarten. Die Mannschaft muss erst stehen, wir müssen uns dann finden und hart arbeiten. Jeder kennt doch diese 3. Liga. Da wird dir nichts geschenkt. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir eine erfolgreiche Saison spielen werden. Dieses Gefühl hatte ich auf jeden Fall in den Gesprächen mit den RWE-Verantwortlichen. Da steckt schon ein Plan hinter.